Kreisverband Lindau
Der Name AWO war zunächst verboten
In Lindau wurde die Arbeiterwohlfahrt im November 1946 als Ortsverein unter dem Namen "Allgemeiner Wohlfahrtsbund (Arbeiterwohlfahrt)" von einer Gruppe von Sozialdemokraten und Gewerkschaftern um Gustav und Emilie Röhl gegründet. Den Namen "Arbeiterwohlfahrt" ließ die französische Besatzungsmacht bis 1954 nicht zu. Lindau war der einzige Landkreis Bayerns, der nicht der amerikanischen sondern der französischen Besatzungszone zugeordnet worden war. Im Gründungsausschuss des Ortsvereins waren unter anderem Felix Ostertag, zunächst Erster Vorsitzender, der aber bald sein Amt an die Zweite Vorsitzende Emilie Röhl abgab, und als Beisitzerinnen und Beisitzer Adelheid Donderer, Fanny Huber und Stahl. Eine Vereinsgründung in Lindau war auch deshalb nötig, da schon Spendenpakete an die Arbeiterwohlfahrt Lindau über die internationale Hilfsorganisation "Europa-Union" zur Verteilung angeliefert worden waren, obwohl die Organisation noch nicht existierte. Neben dem Ortsverein konnte ab Februar 1947 ein Kreisverband aufgebaut werden.
Der Not der Zeit entsprechend wurden vom Verein nicht nur Hilfssendungen verteilt, sondern es entwickelte sich eine vielseitige Betreuung, die alle Probleme der Nachkriegsjahre einschloss. Vor allem nahm sich der Wohlfahrtsbund Lindau der Menschen an, die nur schwer aus eigener Kraft über Notsituationen hinweg kommen konnten. So half der Verein ärmeren und kinderreichen Bevölkerungskreisen mit Lebensmittel-, Sach- und Geldspenden, die freiwillige Helferinnen und Helfer zusammengetragen hatten.
Schon bald nach der Vereinsgründung wurden Kinder ins nahe gelegene Allgäu zur Erholung gebracht. Im Kindererholungsheim Ihlingshof in Irsengund bei Oberreute konnten 25 Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren für ein bis zwei Monate untergebracht werden. Allerdings musste der Ihlingshof im April 1950 zur Eigennutzung an die Besitzerin, die Frankfurter "Günther-Stiftung", zurückgegeben werden. 1949 wurde in Scheffau ein ehemaliger Bauernhof gekauft und als Kinder- u. Müttererholungsheim "Bergheim Scheffau" um- und ausgebaut. Es konnte aber erst am 1. Dezember 1954 eröffnet werden.
Erholungsaufenthalte standen im Mittelpunkt
1953 hatte der "Allgemeine Wohlfahrtsbund (Arbeiterwohlfahrt)" im Kreis Lindau fast 300 Mitglieder. In der Stadt Lindau konnte ein eigenes Büro eröffnet werden. Die Wohnung der Familie Röhl war zu eng geworden. Ab 1954 durfte der Kreisverband sich offiziell "Arbeiterwohlfahrt" nennen. Emilie Röhl wurde bis zu ihrem Tod 1968 als Kreisvorsitzende bestätigt. Nach einer kurzen Übergangszeit, in der der zweite Vorsitzende Erhard Davidson das Amt kommissarisch übernahm, wählten die Delegierten Georg Reichart, bislang Ortsvereinsvorsitzender in Scheidegg, zum Vorsitzenden des Kreisverbandes. Er bekleidete das Amt bis 1990. Die langjährige Geschäftsführerin Hedwig Hansen war auch Schriftführerin und Kassierin des Kreisverbandes Lindau.
Bergheim Scheffau: eine beliebte Adresse
Um die als dringend erachtete Kinder- und Müttererholung auszubauen, erwarb der Kreisverband auf Initiative von Emilie Röhl in Scheffau das 700 m hoch gelegene ehemalige Schietingersche Anwesen (Scheffau 13) inklusive eines vier Tagwerk umfassenden Grundstückes und baute den Bauernhof unter großen Anstrengungen zu einem Kinder- und Müttererholungsheim mit 30 Betten aus.
Architekt und Bauleiter war der Bezirksvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Alois Strohmayr. Nachdem im August 1952 mit dem Um- und Ausbau begonnen worden war, wurde das „Bergheim Scheffau“ im Mai 1954 fertiggestellt und, nachdem die letzten Hürden überwunden waren, im Dezember 1954 eröffnet.
Gefahr der Vereinsamung: Altenclubs gegründet
Aus der Erfahrung heraus, dass die alten Leute immer mehr vereinsamten, fanden sich in Scheidegg am 5. Mai 1960 einige Frauen und Männer zusammen und gründeten einen Altenclub. Klara Reichart war zusammen mit ihrem Ehemann Georg Mitbegründerin und zum Teil Leiterin der Altenclubs Scheidegg, Weiler (gegründet am 11. Mai 1966), Ellhofen (gegründet am 14. Juni 1973), Simmerberg (gegründet am 6. März 1975) und Oberreute (gegründet am 14.April 1978). Außer den genannten bauten Gustav Röhl 1962 in Lindau und Theo Steiner und Josef Achberger 1965 in Lindenberg einen Altenclub auf. Im Laufe der Jahre beteiligten sich in den sieben Altenclubs im Kreisverband ca. 450 Seniorinnen und Senioren an den Veranstaltungen und Aktivitäten.
Es begann in der Traube
In Anwesenheit der Kreisvorsitzenden Emilie Röhl und des bayerischen Landesvorsitzenden Hans Weinberger wurde am 16.Mai 1952 im Gasthof Traube der Ortsverein Lindenberg gegründet. Die Versammlung wählte in den Gründungsvorstand:
Alfred Arnswald | Erster Vorsitzender |
Helmut Schuwald | Kassier |
Alfred Dobler | Schriftführer |
Franz Huber, Max Johler | Revisoren |
Frau Günther, Frl. Gayer | Beisitzerinnen |
Vom neuen Vorstand wurde Gusti Johler zur Zweiten Vorsitzenden gewählt. Theo Steiner übernahm 1955 den Vorsitz im Ortsverein Lindenberg und bekleidete das Amt für die nächsten Jahrzehnte.
Im Jahr 1958 konnte auch ein Ortsverein in Scheidegg etabliert werden. Der neue Ortsverein wählte Georg Reichart zu seinem Vorsitzenden. Reichart fungierte bis 1971 als Ortsvereinsvorsitzender und wurde danach Vorsitzender des Kreisverbandes Lindau. Der erste Altenclub im Kreis Lindau wurde ab 1960 in Scheidegg aufgebaut.
Immer mehr Häuser kamen dazu
Im Jahr 1970 konnte der Bezirksverband ein in Konkurs gegangenes privates Seniorenwohnheim an der Goßholzer Straße 10-14 in Lindenberg ersteigern. In vier Gebäudetrakten bot das Heim „Alpenblick“ 64 Appartements. Jede Wohneinheit war mit Bad, WC, Küche oder Kochnische und Loggia ausgestattet. Die Ein- bzw. Zweizimmer-Apartments variierten in der Größe zwischen 51 und 31,3 Quadratmetern. Das Haus wurde im Dezember 1973 von der Arbeiterwohlfahrt eröffnet. Erste Hausleiterin war Frau Jung. Ihr folgte im März 1978 Frau Janka.