Seminar im Ferienhaus Bergsicht Scheffau

Der AWO Bezirksverband war 2015 einer der größten Wohlfahrtsverbände in Schwaben mit fast 10000 Mitgliedern und etwa 3000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Die schwäbische AWO verfügt über 110 Einrichtungen, darunter 24 Seniorenheime, 38 Kindertagesstätten, Sozialstationen, Fachkliniken für Suchtkranke, Beratungsstellen und das Sozialzentrum Neuburg, die zusammen rund 130 Mio. Euro Jahresumsatz erarbeiteten.

Neben den Dienstleistungen ist die AWO Schwaben auch sozialpolitisch aktiv: Seit 2009 findet jedes Jahr eine Sozialkonferenz statt. Verbandsmitglieder und Experten analysieren sozialpolitische Themen. 2012 stand Armut im Mittelpunkt der Tagung. Die Gastredner Ernst Prost, Geschäftsführer der Liqui Moly GmbH aus Ulm, und Prof. Dr. Thomas Beyer, der Vorsitzende der Bayerischen AWO und Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, diskutierten die wachsende Ungleichheit und Armut in Deutschland und wie die AWO vor Ort mit Sozialpolitik gegensteuern sollte.

Über die Folgen der Demografie diskutierten 2013 der Gastredner Franz Müntefering und der Diplom-Statistiker Christian Rindsfüßer vom Institut SAGS in Augsburg mit den Konferenzteilnehmern. Dabei wurden der demografische Wandel, die Überalterung der Gesellschaft und die Konsequenzen für die Einrichtungen der AWO thematisiert.

Die Sozialkonferenz im Jahr 2014, die im Rahmen des 750-jährigen Jubiläums der Stadt Friedberg abgehalten wurde, hatte das Thema „Geschichte verpflichtet“. Dabei stellten die Referenten Dr. Heinz Münzenrieder, Präsidiumsvorsitzender der AWO Schwaben, und Prof. Dr. Thomas Beyer, Vorsitzender der AWO in Bayern und Vizepräsident des AWO-Bundesverbandes, die Leistungen der Arbeiterwohlfahrt vor. Seit fast 100 Jahren erbringt die AWO mit einem dichten Netz von Dienstleistungen und einem hohen Maß an politischem Engagement einen Beitrag zur Sicherung des Sozialstaats. Diese Tradition sollte in der zukünftigen Arbeit fortgeführt werden.

Im März 2015 gedachten in einer gemeinsamen Feierstunde im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses die schwäbische und die Augsburger AWO sowie die Städte Augsburg und Neu-Ulm zusammen mit 400 Gästen dem 70. Todestag des Mitgründers der schwäbischen Arbeiterwohlfahrt Clemens Högg. Die Erinnerung an die Ermordung Höggs durch die Nationalsozialisten sollte auch mahnen, heute für Frieden und Gerechtigkeit sowie konsequent gegen den alltäglichen Rassismus in unserer Gesellschaft einzutreten.

Mit ihrer bundesweiten Postkartenaktion sensibilisierte die AWO 2015 für den Rassismus im Alltag. Zum Welttag gegen Rassismus am 21. März zeigten viele Einrichtungen und Gliederungen der AWO Schwaben, dass für Fremdenhass und für rechte Parolen kein Platz ist. Die AWO Schwaben lebt auch Toleranz gegenüber den verschiedenen Kulturen vor: Zahlreiche Menschen mit ausländischen Wurzeln arbeiten in ihren Einrichtungen und Diensten und sind somit ein fester Bestandteil der Arbeiterwohlfahrt. Auch in den Ortsvereinen haben sie eine neue Heimat gefunden. Noch mehr Bedeutung bekam das Thema durch den in den vergangenen Jahren massiv angewachsenen Strom an Flüchtlingen.

Zum Jahresende 2015 waren im Regierungsbezirk Schwaben etwa 23.000 Asylbewerber registriert. Die Kreisverbände und Ortsvereine der AWO in Schwaben engagieren sich nach Kräften für Asylsuchende. Professionelle Angebote und Betreuungsmöglichkeiten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge schuf die AWO im Sozialzentrum Neuburg/Donau sowie in Häusern in Augsburg, Thannhausen und Neu-Ulm. Alle Einrichtungen der AWO Schwaben bieten Betreuungs- und Ausbildungsangebote für Asylbewerber und deren Kinder. Der 2015 geschaffene Hilfsfonds über 50.000 Euro wurde zum Zwecke der Betreuung und Versorgung von Flüchtlingskindern erweitert. Modellhaft soll am Standort Schwabmünchen im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus ein Generationen übergreifendes Wohnprojekt initiiert werden, das sich auch an Flüchtlingsfamilien richtet.

Mit dem Tag des Ehrenamts, der seit seiner Einführung 2010 etwa alle zwei Jahre stattfindet, sagt die AWO Danke. Im Jahr 2013 feierte die schwäbische AWO in Immenstadt. Es nahmen rund 200 sozial Engagierte aus ganz Schwaben teil. Gast war der Ehrenvorsitzende der bayerischen AWO, Altlandrat Seban Dönhuber. Auch er wurde auf der Veranstaltung geehrt; ihm verlieh die AWO Schwaben ihre goldene Verdienstspange.

Im Jahr 2015 beging die AWO den Tag des Ehrenamts in Augsburg-Göggingen. Das Fest war zugleich die zentrale Veranstaltung in Schwaben innerhalb der bundesweiten AWO-Aktionswoche (13. – 21. Juni 2015). Etwa 300 Gäste feierten bei lockerer Bierzeltstimmung und Dixie-Jazz der Lechtown Kneeoilers im Festzelt auf dem Gelände des kurz zuvor eingeweihten Neubaus des AWO-Seniorenheims in Augsburg-Göggingen.

Erstmals wurde dort auch der Engagementpreis der schwäbischen Arbeiterwohlfahrt verliehen. Insgesamt 14 Projekte wurden beim Tag des Ehrenamts ausgezeichnet. Der Ortsverein Altenstadt und der Ortsverein Königsbrunn teilten sich den ersten Preis und das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro. Der Ortsverein Altenstadt erhielt den Engagementpreis für seine Flüchtlingsarbeit, mit der vor Ort versucht wurde, die Notsituation von Flüchtlingen schnell zu lindern. Die sogenannte AWO-Familie Königsbrunn, zu der der Ortsverein, der Kindergarten, das Seniorenheim und das Betreute Wohnen gehören, wurde ausgezeichnet, da sie das ganze Jahr über eng zusammenarbeitet und so die „Kluft“ zwischen Haupt- und Ehrenamt in vorbildlicher Weise überwindet.

Außerdem erhielten weitere 12 Personen und Projekte Urkunden:
• Elisabeth Wunderer, langjährige Seniorenclub-Leiterin des Ortsvereins Bärenkeller und Sprecherin der Seniorenclubs des Kreisverbands Augsburg-Stadt.
• Elisabeth Rieß, Seniorenbetreuung innerhalb des Ortsvereins Bärenkeller.
• Ruth-Ellen und Karl Kaiser unterstützen seit über 30 Jahren den Ortsverband Herrenbach-Spickel, auch finanziell. Außerdem förderte das Ehepaar zahlreiche Kinderprojekte der Kissinger AWO.
• Ingrid Prokscha, Seniorenclubleiterin beim Ortsverein Augsburg-Lechhausen.
• Dieter Thalmaier, Seniorenclubleiter beim Ortsverein Augsburg-Lechhausen.
• Franziska und Manfred Thiemig vom Ortsverein Aichach besuchten zwölf Jahre lang Senioren zu Geburtstagen und im Krankenstand.
• Sabrina Pohl, Gruppenleiterin bei den traditionellen Stadtranderholungen der AWO Kissing.
• Paulus Gruber, Kreisvorsitzender der AWO Dillingen, für seine Verkehrserziehung von Flüchtlingen.
• Validationsgruppe OV Marktoberdorf, vor zehn Jahren von der Vorsitzenden Ehrentraud Hölzle gegründet.
• Carl Mailänder, Beisitzer im AWO Vorstand Sonthofen, kümmert sich um die Aufbereitung der Chronik, fungiert als Vereinsfotograf, als Betreuer im AWO-Treff und als Reiseleiter bei den Ausflügen.
• Sigrid Helmer, Vorsitzende der AWO Donauwörth, für ihre langjährige Senioren- und Behindertenarbeit.
• Projektgruppe „Leselust statt Lesefrust – Lesen macht Spaß und klug“, initiiert von der Vorsitzenden des Ortsvereins Füssen-Schwangau, Brigitte Protschka. Seit 2007 gehen täglich zwei Ehrenamtliche in den AWO-Kinderhort in Füssen, um beim Lesen und inzwischen auch Rechnen zu unterstützen.

Verband und Unternehmen

Auf der Bezirkskonferenz 2012 in Stadtbergen wurden ins Präsidium und in den Verwaltungsrat gewählt:

 

Präsidium   Vorsitzender   Dr. Heinz Münzenrieder
    Stellvertreter   Alfons Schier
        Günter Vogt
    Mitglieder   Peter Feile
        Paulus Gruber
        Edmund Güttler
        Helmut Jesske
        Siegbert Kollmann
        Heinrich Kopriwa
        Willi Leichtle
        Brigitte Protschka
        Lothar Seidel
                 Gerd Stoll
    Revisoren   Dr. Karl Heinz Brunner
        Kurt Forner
        Peter Ullmann
Verwaltungsrat    
  Vorsitzender   Dr. Heinz Münzenrieder
    Stellvertreter   Brigitte Protschka
    Mitglieder   Peter Feile
        Heinrich Kopriwa
        Lothar Seidel


Zum Jahresende 2014 ist Eberhard Gulde als hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender ausgeschieden. Im Bezirksverband unterstützt er aber weiterhin die Arbeit des neuen Vorstands, zum Beispiel die Baumaßnahmen der Neubauten Augsburg-Göggingen, Mertingen und Schwabmünchen.

Die AWO Schwaben wird seit Beginn des Jahres 2015 von einem neuen hauptamtlichen Vorstand geführt. Den Verein und das Unternehmen vertreten nun der Vorstandsvorsitzende Dieter Egger (Vorstand Personal, Alten- und Behindertenhilfe), Marion Leichtle-Werner (Vorstand Finanz- und Bauwesen), Wolfgang Mayr-Schwarzenbach (Vorstand Ehrenamt, Organisation und Gesundheit) sowie Hans Scheiterbauer-Pulkkinen (Vorstand Kinder- und Jugendhilfe). Alle vier benannten Vorstände begleiteten die schwäbische AWO mit hoher Sach- und Sozialkompetenz schon über viele Jahre.

Antonia Kraus ist seit Herbst 2015 Projektleiterin für Kinder-, Jugend- und Verbandsarbeit beim AWO-Bezirksverband Schwaben. Sie soll neuen Schwung für die Verbandsarbeit bringen. Mit dem vorerst bis Mitte des Jahres 2018 befristeten Projekt werden die schwäbischen AWO-Ortsvereine in ihrer täglichen Arbeit unterstützt.

Der Bezirksverband der AWO Schwaben beschäftigte zum 31. Dezember 2015 einschließlich der angeschlossenen Gesellschaften 2.789 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 1.017 Vollzeitbeschäftigten stehen 1.772 Teilzeit- und 169 geringfügig Beschäftigte gegenüber. Außerdem sind 78 Auszubildende in unterschiedlichen Berufen und 29 Praktikantinnen zum Erzieherinnenberuf für die AWO Schwaben tätig. Die AWO ist traditionell überwiegend weiblich: Neben 350 Männern arbeiten 2.439 Frauen für die schwäbische AWO. Etwa 450 Beschäftigte haben ihre Wurzeln außerhalb Deutschlands. Sie stammen aus folgenden Ländern: Serbien, Paraguay, Rumänien, Russische Föderation, Bulgarien, Indien, Kosovo, Polen, Dänemark und Färöer, Äthiopien, USA, Indonesien, Türkei, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Tadschikistan, Kasachstan, Ungarn und Madagaskar.

Seit dem 16. Juli 2015 ist die AWO Schwaben wieder Vollmitglied beim AGV – Arbeitgeberverband AWO Deutschland e. V. Damit ist sie vollumfänglich tarifgebunden und zahlt den mit der Gewerkschaft ver.di ausgehandelten Tarifvertrag.

Die vor allem im Bereich Hauswirtschaft und Küchen tätige AWO-Service GmbH (mit 51 % der Gesellschaftsanteile ist die AWO Schwaben e. V. hier Mehrheitsgesellschafterin) beschäftigt inzwischen 698 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Haupttätigkeitsbereich ist mit 362 Mitarbeitern die Hausreinigung. Zudem sind 164 Küchenleiter, Köche und Küchenhilfen und 172 Mitarbeiter der Hauswirtschaft beschäftigt.

Altenhilfe

Die Altenhilfe mit 24 Seniorenheimen und vier ambulanten Diensten war mit zwischen 65 und 70 % der umsatzstärkste Bereich der AWO Schwaben. Doch die Angebote der AWO mussten den veränderten Märkten angepasst werden. Die gesetzlichen Veränderungen, wie z. B. das Pflegeneuausrichtungsgesetz (PNG) und das Pflegestärkungsgesetz (PSG I, PSG II) auf Bundesebene sowie das Pflege- und Wohnqualitätsgesetz (PfleWoqG) in Bayern, erbrachten auch eine neue Definition der Pflegebedürftigkeit, Verbesserungen des Angebots für demenziell erkrankte Menschen und die Erhöhung der Pflegebeiträge.

Die AWO engagierte sich auch in der Palliativpflege. Stationäre Palliativpflege kann nur nach den üblichen Sätzen von Altenpflegeheimen abgerechnet werden. Dabei ist der Aufwand deutlich höher, nicht nur beim Personal. Bei Palliative Care müssen mehrere Fachleute eng zusammenarbeiten, um den Sterbenden möglichst viel Leid zu ersparen – vom Palliativ-Mediziner bis zum Seelsorger, von der ehrenamtlichen Hospizgruppe bis zu den auf Palliativ Care spezialisierten Pflegekräften. Am Seniorenheim Weißenhorn errichtete der Bezirksverband ab Mai 2015 einen Neubau, in dem Wohngruppen für Demenzkranke (16 Plätze im 1. Stock) und für Palliativ- und Schwerstbehindertenpflege (15 Plätze im 2. Stock) eingerichtet wurden. Im Neubau gibt es nur Einzelzimmer, die so großzügig geplant wurden (17 statt den vorgeschriebenen 14 qm), dass Angehörige dort mit übernachten können. Rund 5 Mio. Euro investierte die AWO Schwaben in den Pflegetrakt und eine Küche. Gefördert wurde der Bau von der ARD-Fernsehlotterie und vom Landkreis Neu-Ulm.

2011 unterschrieben die Altenpflegeheime der AWO Schwaben die Stadtberger Erklärung. Darin werden freiheitseinschränkende Maßnahmen als letztes Mittel bei erheblicher Selbst- und Fremdgefährdung betrachtet. Seitdem orientieren sich die AWO-Pflegekräfte am sogenannten Werdenfelser Weg. Er wurde vom Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen entwickelt, um die Zahl der gerichtlichen Genehmigungen für freiheitsentziehende Maßnahmen zu reduzieren.

Der Bezirksverband weihte drei moderne Seniorenheime ein. Klare Formen, ein kraftvolles Farbkonzept und ein familiäres Ambiente zeichnen das neue Seniorenheim Ichenhausen aus. Im Herbst 2012 konnte es bezogen werden. Das Heim mit 50 Plätzen kostete 5 Mio. Euro. Der Landkreis beteiligte sich mit 500.000 Euro. Mit dem Neubau wurde die „letzte Lücke“ bei den stationären Angeboten für alte Menschen im Landkreis Günzburg geschlossen.

Das Seniorenheim Augsburg-Göggingen nahm nach drei Jahren Bauzeit im Februar 2015 seinen Gesamtbetrieb mit 80 Pflegeplätzen auf. Für 8 Mio. Euro wurde ein voll belegtes Haus in Abschnitten abgerissen und neu gebaut. Zur Eröffnung spendeten die Stadtsparkasse Augsburg 1.500 Euro und die AWO Göggingen 500 Euro für besondere Anschaffungen.

In enger Zusammenarbeit mit der BSG-Allgäu wurde 2013 nach fünfjähriger Bauzeit das neue AWO-Seniorenzentrum in Kempten eingeweiht. Zum 15 Mio. Euro teuren Projekt, bezuschusst von der Stadt Kempten mit 851.000 Euro, gehören 80 Pflegeplätze im Seniorenheim und 34 Einheiten im Betreuten Wohnen. Das Haus berücksichtigt mit seiner sehr offenen Wohnform die Bedürfnisse demenziell erkrankter Menschen.

Kinder- und Jugendhilfe

Während es früher in Kindertageseinrichtungen (Kitas) feste Gruppen mit eigenem Raum und eigenem Personal gab, setzen sich offene Konzepte immer stärker durch. Beim offenen Konzept gibt es verschiedene Funktionsräume (Kunst, Bewegen, Spielen etc.), die die Kinder entsprechend ihren Interessen und Vorlieben frei wählen und aufsuchen. Den Kindern wird ein hohes Maß an Eigenverantwortung zugeschrieben, sie sollen sich nach ihren Wünschen entfalten und dürfen auch viel selbst bestimmen. Das Personal begleitet und unterstützt sie dabei. Die Kinder lernen früh, Entscheidungen zu treffen - eine wichtige Basis, um später ihr Leben selbstbewusst meistern zu können. Offene Konzepte und Partizipation sind wesentliche Ziele der 38 Kindertagesstätten der schwäbischen AWO.

Die AWO Schwaben hat das Mitspracherecht frühzeitig in allen ihren 38 Kindertagesstätten (Kitas) umgesetzt. Mitbestimmung wird von klein auf gelebt. Zum Beispiel gab sich das AWO-Kinderhaus Sternschnuppe in Kempten (Allgäu) 2013 eine eigene Verfassung. Darin wurden die Mitspracherechte und Pflichten der über 60 Kinder in Krippe, Kindergarten und Hort festgehalten. Nach Bedarf tagen die fünf Kinderkonferenzen der unterschiedlichen Altersgruppen. Im Sternschnuppenrat vertreten je zwei gewählte Vertreter ihre Altersgruppe und die Vorschläge. Die Erzieherinnen der schwäbischen AWO, die speziell auf das Partizipationsmodell geschult wurden, begegnen den Kindern auf Augenhöhe. Treffen die Kleinen heikle Entscheidungen, sind die Erzieherinnen unverändert pädagogisch gefordert. Denn trotz aller Mitspracherechte gibt es auch im Kinderhaus Sternschnuppe klare Vorschriften.

Die Aufnahme von Kindern mit Eingliederungshilfebedarf in den Einrichtungen der AWO Schwaben nimmt zu. Inklusion ist für den AWO-Bezirksverband Schwaben eine Selbstverständlichkeit, die Situation von benachteiligten Menschen zu verbessern. Mit der Partizipation wird der Grundstein für inklusives Denken und Handeln gelegt.

Nicht zuletzt durch das Kinderförderungsgesetz und den von der Bundesregierung festgesetzten Anspruch auf einen Krippenplatz ab dem 1. Lebensjahr (seit August 2013) hat sich die Zahl der betreuten Kinder unter drei Jahren verdreifacht. Die AWO Schwaben betreut, pflegt und bildet die Jüngsten im Alter ab sechs Wochen in Krippen und Nestgruppen. Um die nötigen Betreuungsplätze zu schaffen, wurden bestehende Kindergartengruppen zu Krippengruppen umgewandelt. Durch Neu- und Anbauten an bestehende Kindertageseinrichtungen konnten neue Krippengruppen geschaffen werden. Zusätzliche Fachkräfte wurden eingestellt.

2012 feierte die AWO-Familienbildungsstätte, Haus der Familie, in Stadtbergen ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Fest für die ganze Familie - mit Bastelaktionen, Märchenerzählerin, Theateraufführungen und Schnitzeljagd. Neben dem Kursangebot unterstützte das Haus der Familie Eltern bei der Antragstellung von Mutter-Kind-Kuren und vermittelte sie erfolgreich in Einrichtungen des Müttergenesungswerks. Vorträge vertieften Wissen und stärkten Kompetenzen aus den Bereichen Erziehung und Gesundheit. In Belastungssituationen konnten Beratungsangebote in Anspruch genommen werden: Die Außenstelle der Erziehungsberatung der AWO Augsburg-Stadt half dann weiter. 2012 wurde zusätzlich die Beratungsstelle Kontaktpunkt in Kooperation mit „SOS-Kinderdorf Augsburg - Kinder-, Jugend- und Familienhilfe“ eingerichtet.

Sozialzentrum Neuburg

In der Sophie-Scholl-Schule als Teil des AWO-Sozialzentrums Neuburg an der Donau werden 135 Kinder und Jugendliche betreut, die aufgrund einer geistigen Behinderung eine besondere individuelle Förderung benötigen. Die Kinder in insgesamt 13 Schuljahren (Grund-, Haupt- und Berufsschulzeit) erlernen Fertigkeiten und Fähigkeiten, um sich so weit wie möglich am öffentlichen Leben beteiligen zu können. Im Förderzentrum werden Grundlagen im Lesen, Rechnen und Schreiben vermittelt. Mit fortschreitendem Alter treten das selbstständige Wohnen und das Arbeitsleben stärker in den Blickpunkt.

Nachdem das Schulamt, die Regierung von Oberbayern und die Elternbeiräte beider Schulen zugestimmt hatten, startete 2014 das Modellprojekt Partnerklasse. Seitdem werden sieben Kinder mit geistiger Behinderung der Sophie-Scholl-Schule in einem Klassenraum der Grundschule Neuburg-Ost unterrichtet. In der GS 3 (Grundschulstufe 3) sind Kinder unterschiedlichen Alters entsprechend ihren Fähigkeiten eingestuft. Wenn es sich anbietet, nehmen die Schüler der GS 3 am Unterricht der gegenüberliegenden Klasse teil. Jede Woche machen sie zusammen Sport. Auch in Musik, Religion und Kunsterziehung werden die beiden Partnerklassen häufig gemeinsam unterrichtet. Die Lehrkräfte stimmen sich regelmäßig ab, welche Themen sich für den gemeinsamen Unterricht anbieten. Auch die Schulausflüge und das Sommerfest gehen die Partnerklassen gemeinsam an.

Gesundheitshilfe

Das AWO-Zentrum für Aidsarbeit Schwaben (ZAS) ist die einzige staatlich geförderte Beratungs- und Präventionsstelle rund um das Thema HIV und Aids in Schwaben. Es betreut über 250 Personen. Hinzu kommen jährlich rund 1.000 Menschen über anonyme telefonische, Chat- oder E-Mail-Beratungen. Die AWO Schwaben bringt aus Eigenmitteln pro Jahr etwa 70.000 Euro zur Finanzierung der Einrichtung auf. Die Beratungsstelle hat ihren Sitz in Augsburg. Das achtköpfige Team ist von Nördlingen bis Lindau unterwegs. Es spricht mit seinen rund 200 Präventionsveranstaltungen im Jahr – z.B. in Schulen, Behinderteneinrichtungen, Unis und Asylunterkünften – vor allem junge Menschen an.

Mit einem Galaabend im eleganten Kurhaus im Augsburger Stadtteil Göggingen feierte das ZAS im Jahr 2013 sein 25-jähriges Jubiläum. Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags, würdigte am Festabend den Kampf des ZAS gegen die Krankheit, aber auch das Aufeinanderzugehen, das Begleiten und Annehmen. Heinz Münzenrieder betonte, dass jeder in der Prävention eingesetzte Euro dem Gesundheitssystem und dem Staat mindestens sechs Euro für die Behandlung und Betreuung von Aids-Patienten spart.

Eingebettet in Hügeln und Wiesen liegt das AWO Ferienhaus Bergsicht Scheffau im Westallgäu. Nach der Schließung der Bildungsstätte Pforzen Ende 2011 nutzt die AWO Schwaben das Haus vermehrt für Fort- und Weiterbildungen. Zur Stärkung des Standorts wurde das Ferienhaus Bergsicht Scheffau modellhaft und vorerst befristet vom 1. Oktober 2015 bis 31. Dezember 2018 an die AWO-Service GmbH verpachtet. Mit ihrer Erfahrung im Allgäuer Fremdenverkehr sollen weitere Zielgruppen erschlossen und steuerliche Nachteile vermieden werden. Der Schwerpunkt der Belegung des Hauses liegt auch weiterhin bei Familienferien und Bildungsmaßnahmen.

 

Fotos