Weiterführendes
Josef Mancal, Heinz Münzenrieder, Freie Wohlfahrtspflege vor Ort. 70 Jahre Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Schwaben 1927-1997, Augsburg 1997.
Dokumente
P r o t o k o l l
über die am 14.11.1946 abends 20 Uhr im Gasthaus "Zum Lamm" abgehaltene
Gründungs-Versammlung
des Verein Arbeiterwohlfahrt.
Der Einberuf er Herr H o m a n n er schlug folgende Tagesordnung vor:
1. Warum Arbeiterwohlfahrt (Ref. Gampe - Augsburg)
2. Diskussion zum Referat
3. Beschlussfassung über die Gründung
4. Wahl der Vorstandschaft
5. Verschiedenes.
Die Tagesordnung als auch der Vorschlag, Herrn K o h l h u n d mit der Führung des Protokolls zu beauftragen, fand die Zustimmung der Anwesenden.
Herr G a m p e sprach sodann über Zweck und Ziele der Arbeiterwohlfahrt. Einleitend zog er einer Parallele zwischen der Arbeiterwohlfahrt vor 1933 und den heute im Entstehen begriffenen Vereinen und kam zu dem Fazit, dass angesichts der heutigen Verhältnisse die Arbeiterwohlfahrt einen überparteilichen Charakter tragen muss. Gleich den übrigen karitativen Organisationen steht auch die Arbeiterwohlfahrt in einem Abhängigkeitsverhältnis zur Besatzungsmacht, der wir für ihre Hilfe durch Zuwendungen von Lebensmitteln zu Dank verpflichtet seien.
Der Redner umriss alsdann, gestützt auf Erfahrungen die Vielseitigkeit den Aufgabengebietes der Arbeiterwohlfahrtsvereine. Als vordringlichste Aufgabe bezeichnete er neben der Kinderspeisung in eigener Regie die Forderung an die Kommunalverwaltungen zur Durchführung von Schulspeisungen und Tuberkulosebekämpfung im Verein alt den übrigen caritativen Stellen. Als weitere Aufgaben sollen ins Auge gefasst werden: die Errichtung von Nähstuben und Kinderheimen ferner die Mitarbeit bei der Jugendgerichtsbarkeit. Auch die Einschaltung der Arbeiterwohlfahrt in die Urlaubefrage und in der Unterbringung Erholungsbedürftiger sei notwendig. Zur Lösung dieser Auggaben empfahl der Redner die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und Korporationen die über Erholungsheime verfügen, z.B. der Naturfreunde. Besondere Aufmerksamkeit sollte der Betreuung der Jugend zugewandt werden, damit Ihr wieder die Sonne scheine. Hier sei auch an die Errichtung von Kindergärten zu denken.
Zur Mitarbeit an der Lösung all dieser fast unlösbar erscheinenden Probleme müsse der Versuch unternommen werden, besonders die Frau hierfür zu interessieren.
Den von Optimismus getragenen mit Beifall " aufgenommenen Ausführungen schloss sich eine Diskussion an in der Herr Gerber eine Lanze für die Kindergärten brach. Herr H o m a n n e r hielt die Beschaffung eines Lokales zur Durchführung von Speisungen und als Nähstube als das vordringlichste. Seine bereits angestellten Nachforschungen nach den Eigentum der früheren örtlichen Arbeiterwohlfahrt blieben bis jetzt negativ, werden aber weiter fortgesetzt.
Punkt 3 der Tagesordnung fand mit der einstimmigen Annahme, seine Erledigung. Somit ist die Arbeiterwohlfahrt in Kempten aus der Taufe gehoben.
Punkt 4 Wahl der Vorstandschaft zeitigte in der nach demokratischen Grundsätzen vorgenommenen Wahl das folgende Ergebnis:
1. Vorsitzender: Homanner Andr. mit 26 Stimmen
2. Vorsitzender: Maier Sofie mit 22 Stimmen
Kassierer: Wohlrab Josef mit 26 Stimmen
Schriftführer: Jugl
Revisoren: Wegmann Alfons, Aichele
Beisitzer: Wetzel, Rottach, Hagspiel, Leutherer, Frick Gustav u. Frau Fehnle.
Punkt 5 der Tagesordnung war der BBeitragsfrage gewidmet. Der Vorschlag von G a m p e, die Aufnahmegebühr und den monatlichen Beitrag auf 50 Pfg. festzusetzen, fand keinen Widerspruch. Von pekuniär besser gestellten soll ein Beitrag von 1.— DM entrichtet werden. Um einen finanziellen Grundstock zu schaffen, sollen nach dem Beispiel anderer Orte Sammellisten in Umlauf gebracht werden und zwar getrennt für Geschäftsleute, Festbesoldete und Betriebe. Vorerst sollen die Einnahmen dem Ortsverein verbleiben. Ab Januar ist mit einer 50%igen Ablieferung an den Bezirk zu rechnen. Für die Transportkosten von Lebensmitteln hat ebenfalls der Ortsverein beizusteuern.
Schluss der Versammlung um 22 Uhr.
Peter K o h l h u n d
Protokollführer